Leitstellen sind ein zentrales Element unserer Sicherheitsarchitektur
Beinahe jede Leitstelle ist heute ein „Unikat“, führt man sich die Kombination der aufgeschalteten Subsysteme sowie die projektspezifischen Softwareanpassungen und den jeweiligen Hardwareaufbau vor Augen. Doch in dieser Einzigartigkeit liegt ein hohes Risiko für die Zukunft: Fehlende Standards sowie immer neue projektspezifische Ausschreibungen für die entscheidenden Komponenten von BOS-Leitstellen führen immer wieder zu technologischen Einzelprojekten, die neuen Bedrohungslagen nur eingeschränkt begegnen und zu unnötigen Kosten auf Betreiber- und Herstellerseite führen.
Führt man sich die Einführung des Digitalfunks BOS vor Augen, so lässt sich sagen: Im Bereich der Kommunikationstechnik wurden in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Überdies regeln bestehende Normen Fragen der Ergonomie (DIN EN 9241 & 11064) sowie der Ausstattung von Alarmempfangsstellen (DIN EN 50518). Doch ausgerechnet das „Herz“ moderner BOS-Leitstellen – das Einsatzleitsystem und der Vermittlungsteil der Kommunikationstechnik – bleibt hiervon bisher nahezu unberührt. Eine effiziente Sicherheitsarchitektur verlangt jedoch nach einer Standardisierung der Prozesse, der Software und Schnittstellen in (und auch zwischen) Leitstellen.
Vernetzung von Leitstellen
Die Anzahl der Einsätze in den BOS-Leitstellen steigt seit Jahren kontinuierlich. Allein die Häufung von wetterbedingten Ausnahmesituationen wird weiterhin zunehmen. Das bezweifelt heute niemand mehr. Für die Leitstellen bedeutet das eine extreme Häufung von Notrufen. Es bedeutet für die Disponenten in den Leitstellen außerordentliche Belastungen bei der Bewältigung ihrer Kernaufgabe: der Sicherstellung einer sofortigen und angemessenen Reaktion auf Notfallereignisse innerhalb vorgegebener bzw. möglichst kurzer Reaktionszeiten. Konzentration, d.h. Vernetzung und Kooperation von Leitstellen, ist die einzig sinnvolle und effiziente Antwort, um den neuen Anforderungen zu begegnen. Der Entwicklungstrend moderner BOS-Leitstellen führt folgerichtig zu einer stärkeren Ausrichtung hin zur standardisierten IP-basierten Datentechnik mit deutlichen, positiven Auswirkungen auf Beschaffungsvorgänge und Beschaffungskosten, auf Systemaktualisierungen und auf Servicemodelle. Die Vernetzung von Leitstellen ist nicht nur ein Trend, sondern sie ist eine große Chance, nicht zuletzt in den Punkten:
- integrierte Gesamtlösungen für möglichst viele Anwendungen in einer Leitstelle – auch mit komplett getrennten „Datenbanken“ (Notruf, Disposition, Alarmierung) für Feuerwehr, Katastrophenschutz und Polizei,
- Konsolidierung kommunaler Leitstellen zu landesweiten Lösungen,
- effektive Berücksichtigung der Neuen Medien in der Sicherheitskommunikation,
- kostengünstige und effektive Leitstellen.
Masterplan Leitstelle
Die Arbeitsgruppe „Sicherheitsleitstellen“ des Zukunftsforums Öffentliche Sicherheit e. V. hat in den letzten vier Jahren untersucht, wie sich zunehmend verändernde Bedrohungslagen und technische Entwicklungen auf die vorhandenen Strukturen der Katastrophenschützer auswirken – und wie moderne Leitstellentechnik unterstützen kann. Die Ergebnisse der Untersuchung liegen vor in der Schrift „Masterplan Leitstelle 2020“. Sie bündelt zudem die Positionen der wichtigen deutschsprachigen Organisationen zum Thema „Einheitliche Security Technologie“ am Beispiel Leitstelle. Eine Besonderheit der Schrift ist der Versuch, eine Abstimmung zu erzielen zwischen Katastrophenschutzbehörden, Wissenschaft und Industrie über die zukünftigen Anforderungen an Betrieb und Technik.